Wechselmodell:
Erkenntnisse aus dem ICSP-Kongress 2018 in Straßburg

Beim Wechselmodell werden die Kinder nach der Trennung zu etwa gleichen Anteilen von beiden Eltern betreut. Insofern sind bei diesem Betreuungsmodell die elterlichen Rechte und Pflichten in Bezug auf die Kinder vergleichbar.

Die Diskussion um das beste Betreuungsmodell nach der Elterntrennung – aus der Perspektive der betroffenen Kinder – ist in unseren aktuellen Gesellschaften direkt relevant. Kinder kommen in Beziehungen zur Welt, die in etwa 50% der Fälle scheitern. Das ist ein markanter Unterschied zu den familiären Beziehungen in denen Kinder bis vor etwa 2-3 Generationen aufwuchsen. Keine geringe, vielleicht zu vernachlässigende Anzahl, sondern Tausende von Kindern sind somit jedes Jahr von den jeweiligen elterlichen Betreuungsentscheidungennach der Trennung betroffen.

Das Kindeswohl gebietet, dass es diesen Kindern auch danach so gut wie möglich gehen soll.

Aber auch die Eltern werden vom gegebenen Betreuungsmodell betroffen. Wer sich wie, und wie lange um die Kinder kümmert, wird unter anderem über Rollenbilder, Karrierechancen und -risiken entscheiden – und somit auch über andere Aspekte, die damit zusammenhängen: Rentenansprüche, Gleichstellung in der Gesellschaft, Chef-Posten, Lohnunterschiede, etc.

Insofern ist es nicht verwunderlich, dass das Thema Wechselmodell in der öffentlichen Diskussion eine Rolle spielt – bzw. eigentlich spielen müsste. Das ist entscheidend. Die Relevanz der Entscheidung um die Betreuung von Trennungskindern scheint nicht ganz angekommen zu sein.

Es könnte sein, dass diese Diskussion in den Schatten der Diskussion um die Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen in der Gesellschaft geraten ist.

Dabei würde man zwei Positionen unterscheiden. Bei der ersten Position würde das Wechselmodell dem Schutz von Frauen – insbesondere Alleinerziehende, die in der überwiegenden Mehrheit Mütter sind, die dann vom anderen Elternteil ggf. weniger finanziellen Unterhalt erhalten würden – widersprechen. Auch Kinder, die in dem Modell aufwachsen, würden darunter leiden, da sie kein richtiges „Zuhause“ hätten.

Deswegen dürfte das Wechselmodell eine Option für die betroffenen Eltern bleiben, wenn es nicht von  außen –  weder gesetzlich noch gerichtlich – oktroyiert wird.

Diese Position wird mehrheitlich in den Ländern des westlichen Kulturkreises vertreten. In diesen Ländern schreitet das Wechselmodell nur langsam voran. Die öffentliche Meinung betont eher Argumente gegen Wechselmodelle – zumindest als mit rechtlichen Mitteln erzwungen.

Andernorts im selben Kulturkreis (Schweden, Belgien, etc.), sind die Mehrheit der Positionen dafür, dass die Umsetzung des Wechselmodells als Regel nach der Elterntrennung gelten sollte. Sie wäre im Sinne der Gleichstellung von Männern und Frauen, aber auch im Sinne des Wohls der betroffenen Kinder.

Auf eine tiefere Betrachtung beider Positionen kann hier nicht näher eingegangen werden.

Wie üblich wäre die lateinische Weisheit „in medio virtus“ (die Tugend ist in der Mitte) anzuwenden. Beide Positionen haben sicherlich ihre Berechtigung.

Wichtig ist, dass man offen bleibt und den Blick für´ s Ganze nicht verliert. Dafür wäre es notwendig, dass man sich nicht politisch festlegt – ein übliches Phänomen in politischen Diskussionen.

In dem Sinne ist es unbedingt erforderlich, dass sich die Positionen – aber auch die Entscheidungen auf gesetzlicher bzw. gerichtlicher Ebene – auf die unvoreingenommenen soliden Grundlagen neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse stützen.

Beim letztjährigen Internationalen Kongress zum Wechselmodell in Straßburg (ICSP 2018) wurden die aktuellen  wissenschaftlichen Erkenntnisse weltweit zum Wechselmodell vorgetragen.

Nach dem Motto geführt: Shared Parenting, Social Justice and Children‘s Rights lassen sich ihre wichtigsten Ergebnissen diesbezüglich wie folgt zusammenfassen:

  1. Kindern von getrennten Eltern geht es besser, wenn sie einen psychologisch bedeutsamen Kontakt mit beiden Eltern haben;
  2. Die Umsetzung von paritätischen Betreuungsmodellen hängt mit der gesetzlichen Lage eines Landes zusammen. Es wird häufiger praktiziert, wenn das Recht es veranlasst;
  3. Im Laufe der Zeit hat sich die Entfernung von getrenntlebenden Eltern zum Kind nach der Trennung verringert. Eine geringere Entfernung korreliert signifikant mit der Unterstützung des Vaters, mit der Höhe und Beachtung des finanziellen Unterhalts, mit dem Engagement der Eltern sowie mit der Qualität der Bindung Elternteil-Kind;
  4. Weltweit leben immer mehr getrennte Familien in paritätischen Lebensweisen;
  5. Getrennte berufstätige Frauen bevorzugen das Wechselmodell;
  6. Kinder akzeptieren Wechselmodelle, sie wachsen mit dem Gefühl auf: Sie haben eine Familie aber zwei Haushalte;
  7. Die betroffenen Kinder zeigen sich psychologisch in einer ähnlichen Verfassung wie bei Kindern aus intakten Familien – und deren Ergebnisse sind besser (wenige psychologische Beschwerden, höheres Selbstwertgefühl) als bei Kindern aus monoparentaler elterlicher Verantwortung;
  8. Die sichere Bindung von Kindern – die mit ihrer besseren psychischen Entwicklung korrespondiert – hängt mit dem Wechselmodell zusammen;
  9. Es muss noch weiter geforscht werden, ob und inwiefern die guten Ergebnisse des Wechselmodells auf das Betreuungsmodell allein zurückzuführen sind oder ob sie ggf. (auch) mit dem Stand der Familien zusammenhängen – da das Wechselmodell eher von Familien aus bildungshöheren sozialen Schichten bevorzugt wird.

Diese Ergebnisse zeigen ein optimistisches Bild vom Wechselmodell.

Aus der Sicht des Kindeswohls wären die Zweifel geräumt.

Das gleichstellende Potenzial des Wechselmodells – zwei Elternteile, die gleichwertig und gleichberechtigt Karriere und Kinderbetreuung verfolgen können – dürfte per se außer Frage stehen.

Keiner wird behaupten können, dass das Wechselmodell für jede Familie die richtige Antwort sein muss, bzw. dass das Wechselmodell ein allgemeingültiges Rezept ist. Die Ergebnisse geben statistische Größen wieder. Die Bindung der Kinder zu beiden Eltern, die Nähe der Haushalte, ggf. die Kommunikation der Eltern (bzw. der jeweilige Streitpegel), der Wunsch der Eltern, und der Wille der Kinder dürften eine Rolle bei deren Festlegung spielen.

Dennoch: diehier dargestellten positiven Ergebnisse aus der Sicht des Kindes – und des gesamtgesellschaftlich verfolgtes Ziel der Chancengleichten- beide sind Themen, für die unsere Gesellschaft zurecht stark sensibilisiert ist -, stimmen konsequentmitvergangenenErgebnisseüberein. Sie würden zumindest erlauben, dassmanaus dem Wechselmodell nach der Elterntrennung eineRegelmacht – mitrechtlicher Relevanz.

In demFallmüsste die Maßnahme – gesetzlich, gerichtlichoderbeides – durch andereMaßnahmenflankiertsein. DennunserRechtssystem in Deutschlandistauf die traditionellen Rollen von Mann undFraugepoltund erlaubt zurZeitkeinewirklicheTeilung in Sachen Hauptwohnsitz, Kindererziehungszeiten, Unterhalt, KindergeldoderLohnsteuerklasse.

Aber das ist eine andere Diskussion J

Wechselmodell:
Erkenntnisse aus dem ICSP-Kongress 2018 in Straßburg

Beim Wechselmodell werden die Kinder nach der Trennung zu etwa gleichen Anteilen von beiden Eltern betreut. Insofern sind bei diesem Betreuungsmodell die elterlichen Rechte und Pflichten in Bezug auf die Kinder vergleichbar.

Die Diskussion um das beste Betreuungsmodell nach der Elterntrennung – aus der Perspektive der betroffenen Kinder – ist in unseren aktuellen Gesellschaften direkt relevant. Kinder kommen in Beziehungen zur Welt, die in etwa 50% der Fälle scheitern. Das ist ein markanter Unterschied zu den familiären Beziehungen in denen Kinder bis vor etwa 2-3 Generationen aufwuchsen. Keine geringe, vielleicht zu vernachlässigende Anzahl, sondern Tausende von Kindern sind somit jedes Jahr von den jeweiligen elterlichen Betreuungsentscheidungennach der Trennung betroffen.

Das Kindeswohl gebietet, dass es diesen Kindern auch danach so gut wie möglich gehen soll.

Aber auch die Eltern werden vom gegebenen Betreuungsmodell betroffen. Wer sich wie, und wie lange um die Kinder kümmert, wird unter anderem über Rollenbilder, Karrierechancen und -risiken entscheiden – und somit auch über andere Aspekte, die damit zusammenhängen: Rentenansprüche, Gleichstellung in der Gesellschaft, Chef-Posten, Lohnunterschiede, etc.

Insofern ist es nicht verwunderlich, dass das Thema Wechselmodell in der öffentlichen Diskussion eine Rolle spielt – bzw. eigentlich spielen müsste. Das ist entscheidend. Die Relevanz der Entscheidung um die Betreuung von Trennungskindern scheint nicht ganz angekommen zu sein.

Es könnte sein, dass diese Diskussion in den Schatten der Diskussion um die Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen in der Gesellschaft geraten ist.

Dabei würde man zwei Positionen unterscheiden. Bei der ersten Position würde das Wechselmodell dem Schutz von Frauen – insbesondere Alleinerziehende, die in der überwiegenden Mehrheit Mütter sind, die dann vom anderen Elternteil ggf. weniger finanziellen Unterhalt erhalten würden – widersprechen. Auch Kinder, die in dem Modell aufwachsen, würden darunter leiden, da sie kein richtiges „Zuhause“ hätten.

Deswegen dürfte das Wechselmodell eine Option für die betroffenen Eltern bleiben, wenn es nicht von  außen –  weder gesetzlich noch gerichtlich – oktroyiert wird.

Diese Position wird mehrheitlich in den Ländern des westlichen Kulturkreises vertreten. In diesen Ländern schreitet das Wechselmodell nur langsam voran. Die öffentliche Meinung betont eher Argumente gegen Wechselmodelle – zumindest als mit rechtlichen Mitteln erzwungen.

Andernorts im selben Kulturkreis (Schweden, Belgien, etc.), sind die Mehrheit der Positionen dafür, dass die Umsetzung des Wechselmodells als Regel nach der Elterntrennung gelten sollte. Sie wäre im Sinne der Gleichstellung von Männern und Frauen, aber auch im Sinne des Wohls der betroffenen Kinder.

Auf eine tiefere Betrachtung beider Positionen kann hier nicht näher eingegangen werden.

Wie üblich wäre die lateinische Weisheit „in medio virtus“ (die Tugend ist in der Mitte) anzuwenden. Beide Positionen haben sicherlich ihre Berechtigung.

Wichtig ist, dass man offen bleibt und den Blick für´ s Ganze nicht verliert. Dafür wäre es notwendig, dass man sich nicht politisch festlegt – ein übliches Phänomen in politischen Diskussionen.

In dem Sinne ist es unbedingt erforderlich, dass sich die Positionen – aber auch die Entscheidungen auf gesetzlicher bzw. gerichtlicher Ebene – auf die unvoreingenommenen soliden Grundlagen neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse stützen.

Beim letztjährigen Internationalen Kongress zum Wechselmodell in Straßburg (ICSP 2018) wurden die aktuellen  wissenschaftlichen Erkenntnisse weltweit zum Wechselmodell vorgetragen.

Nach dem Motto geführt: Shared Parenting, Social Justice and Children‘s Rights lassen sich ihre wichtigsten Ergebnissen diesbezüglich wie folgt zusammenfassen:

  1. Kindern von getrennten Eltern geht es besser, wenn sie einen psychologisch bedeutsamen Kontakt mit beiden Eltern haben;
  2. Die Umsetzung von paritätischen Betreuungsmodellen hängt mit der gesetzlichen Lage eines Landes zusammen. Es wird häufiger praktiziert, wenn das Recht es veranlasst;
  3. Im Laufe der Zeit hat sich die Entfernung von getrenntlebenden Eltern zum Kind nach der Trennung verringert. Eine geringere Entfernung korreliert signifikant mit der Unterstützung des Vaters, mit der Höhe und Beachtung des finanziellen Unterhalts, mit dem Engagement der Eltern sowie mit der Qualität der Bindung Elternteil-Kind;
  4. Weltweit leben immer mehr getrennte Familien in paritätischen Lebensweisen;
  5. Getrennte berufstätige Frauen bevorzugen das Wechselmodell;
  6. Kinder akzeptieren Wechselmodelle, sie wachsen mit dem Gefühl auf: Sie haben eine Familie aber zwei Haushalte;
  7. Die betroffenen Kinder zeigen sich psychologisch in einer ähnlichen Verfassung wie bei Kindern aus intakten Familien – und deren Ergebnisse sind besser (wenige psychologische Beschwerden, höheres Selbstwertgefühl) als bei Kindern aus monoparentaler elterlicher Verantwortung;
  8. Die sichere Bindung von Kindern – die mit ihrer besseren psychischen Entwicklung korrespondiert – hängt mit dem Wechselmodell zusammen;
  9. Es muss noch weiter geforscht werden, ob und inwiefern die guten Ergebnisse des Wechselmodells auf das Betreuungsmodell allein zurückzuführen sind oder ob sie ggf. (auch) mit dem Stand der Familien zusammenhängen – da das Wechselmodell eher von Familien aus bildungshöheren sozialen Schichten bevorzugt wird.

Diese Ergebnisse zeigen ein optimistisches Bild vom Wechselmodell.

Aus der Sicht des Kindeswohls wären die Zweifel geräumt.

Das gleichstellende Potenzial des Wechselmodells – zwei Elternteile, die gleichwertig und gleichberechtigt Karriere und Kinderbetreuung verfolgen können – dürfte per se außer Frage stehen.

Keiner wird behaupten können, dass das Wechselmodell für jede Familie die richtige Antwort sein muss, bzw. dass das Wechselmodell ein allgemeingültiges Rezept ist. Die Ergebnisse geben statistische Größen wieder. Die Bindung der Kinder zu beiden Eltern, die Nähe der Haushalte, ggf. die Kommunikation der Eltern (bzw. der jeweilige Streitpegel), der Wunsch der Eltern, und der Wille der Kinder dürften eine Rolle bei deren Festlegung spielen.

Dennoch: diehier dargestellten positiven Ergebnisse aus der Sicht des Kindes – und des gesamtgesellschaftlich verfolgtes Ziel der Chancengleichten- beide sind Themen, für die unsere Gesellschaft zurecht stark sensibilisiert ist -, stimmen konsequentmitvergangenenErgebnisseüberein. Sie würden zumindest erlauben, dassmanaus dem Wechselmodell nach der Elterntrennung eineRegelmacht – mitrechtlicher Relevanz.

In demFallmüsste die Maßnahme – gesetzlich, gerichtlichoderbeides – durch andereMaßnahmenflankiertsein. DennunserRechtssystem in Deutschlandistauf die traditionellen Rollen von Mann undFraugepoltund erlaubt zurZeitkeinewirklicheTeilung in Sachen Hauptwohnsitz, Kindererziehungszeiten, Unterhalt, KindergeldoderLohnsteuerklasse.

Aber das ist eine andere Diskussion J