Eltern-Kind-Entfremdung:
Polarisierung überwinden und Kinder schützen

Eltern-Kind-Entfremdung:Polarisierung überwinden und Kinder schützen

 

Am 22. Oktober hatte ich die Ehre, im französischen Live-Format „Familles en vrac“ von Sylvie Albertelli über ein Thema zu sprechen, das mir besonders am Herzen liegt: Eltern-Kind-Entfremdung (aliénation parentale).
Dieses Thema ist komplex, emotional aufgeladen und in Fachkreisen wie in der Gesellschaft stark polarisiert. Umso wichtiger ist es, die Diskussion zu versachlichen und den Blick auf das Wohl der Kinder zu lenken.

Warum das Thema polarisiert

Der Begriff der Eltern-Kind-Entfremdung wurde in den 1980er-Jahren von Richard Gardner geprägt und ist bis heute umstritten. In medizinischen Klassifikationen (DSM, ICD) wird er nicht als eigenständige Diagnose anerkannt.
Während einige Fachleute vor der Verwendung des Begriffs warnen, da er missbraucht werden könne, um Vorwürfe von Missbrauch zu entkräften, sehen andere darin eine reale Beziehungsdynamik, die zu tiefen und schmerzhaften Bindungsabbrüchen bei Kindern führen kann.

Mir ist wichtig, dass wir nicht in ideologischen Lagern verharren, sondern die Realität differenziert betrachten.
Wir müssen verstehen, welche Mechanismen zur Entfremdung führen und wie wir präventiv handeln können, um Kinder besser zu schützen.

Erkenntnisse aus meiner Forschung

In meiner Studie, die ich 2024 an der Leuphana Universität Lüneburg durchgeführt habe, habe ich Erwachsene befragt, die als Kinder Trennung oder Entfremdung erlebt haben.
Ziel war es, die langfristigen psychischen und sozialen Auswirkungen zu erfassen und daraus konkrete Handlungsempfehlungen für das Unterstützungssystem abzuleiten.

Die Ergebnisse sind eindeutig:

  • Erwachsene, die in ihrer Kindheit Entfremdung erlebt haben, berichten über niedrigere Lebenszufriedenheit, häufigere psychosomatische Beschwerden und eine erhöhte soziale Verletzlichkeit.

  • Stabile Bindungen, Zuwendung und Verlässlichkeit wirken schützend und sind entscheidend für die langfristige psychische Gesundheit.

  • Das derzeitige Familiensystem und die Hilfestrukturen werden von vielen Betroffenen als überfordert und zu spät reagierend beschrieben. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.

Eine differenzierte Definition

Ich verwende den Begriff Eltern-Kind-Entfremdung nicht als Diagnose, sondern als prozessuale Beschreibung.
Ich definiere sie als:

„Die absichtliche und unbegründete Unterbrechung der Beziehung eines Kindes zu einem seiner Elternteile.“

Diese Definition ermöglicht es, die Dynamik zu verstehen, ohne vorschnell zu stigmatisieren oder komplexe Situationen zu vereinfachen.

Ein Aufruf zur Zusammenarbeit

Wenn wir Kinder wirklich schützen wollen, müssen wir aufhören, uns in Extremen zu bewegen.
Weder darf Entfremdung geleugnet, noch darf sie pauschalisiert werden.
Was wir brauchen, ist eine differenzierte Sichtweise, die wissenschaftliche Erkenntnisse, familiäre Realität und systemische Lösungsansätze miteinander verbindet.

Ich danke Sylvie Albertelli und dem Team von Familles en vrac für die Einladung und die Möglichkeit, dieses wichtige Thema einem breiten Publikum näherzubringen.
Nur gemeinsam – Wissenschaft, Justiz, Fachpraxis und Gesellschaft – können wir Wege finden, Kinder zu schützen und Eltern in Konflikten zu unterstützen, ohne dass sie zu Gegnern werden.

👉Mehr Informationen zum Live-Talk auf Französisch hier:

https://sylsiealbertelli.substack.com/p/alienation-parentale-sortir-de-la?r=4cmtak&utm_campaign=post&utm_medium=web&triedRedirect=true

Am 22. Oktober hatte ich die Ehre, im französischen Live-Format „Familles en vrac“ von Sylvie Albertelli über ein Thema zu sprechen, das mir besonders am Herzen liegt: Eltern-Kind-Entfremdung (aliénation parentale).
Dieses Thema ist komplex, emotional aufgeladen und in Fachkreisen wie in der Gesellschaft stark polarisiert. Umso wichtiger ist es, die Diskussion zu versachlichen und den Blick auf das Wohl der Kinder zu lenken.

Warum das Thema polarisiert

Der Begriff der Eltern-Kind-Entfremdung wurde in den 1980er-Jahren von Richard Gardner geprägt und ist bis heute umstritten. In medizinischen Klassifikationen (DSM, ICD) wird er nicht als eigenständige Diagnose anerkannt.
Während einige Fachleute vor der Verwendung des Begriffs warnen, da er missbraucht werden könne, um Vorwürfe von Missbrauch zu entkräften, sehen andere darin eine reale Beziehungsdynamik, die zu tiefen und schmerzhaften Bindungsabbrüchen bei Kindern führen kann.

Mir ist wichtig, dass wir nicht in ideologischen Lagern verharren, sondern die Realität differenziert betrachten.
Wir müssen verstehen, welche Mechanismen zur Entfremdung führen und wie wir präventiv handeln können, um Kinder besser zu schützen.

Erkenntnisse aus meiner Forschung

In meiner Studie, die ich 2024 an der Leuphana Universität Lüneburg durchgeführt habe, habe ich Erwachsene befragt, die als Kinder Trennung oder Entfremdung erlebt haben.
Ziel war es, die langfristigen psychischen und sozialen Auswirkungen zu erfassen und daraus konkrete Handlungsempfehlungen für das Unterstützungssystem abzuleiten.

Die Ergebnisse sind eindeutig:

  • Erwachsene, die in ihrer Kindheit Entfremdung erlebt haben, berichten über niedrigere Lebenszufriedenheit, häufigere psychosomatische Beschwerden und eine erhöhte soziale Verletzlichkeit.

  • Stabile Bindungen, Zuwendung und Verlässlichkeit wirken schützend und sind entscheidend für die langfristige psychische Gesundheit.

  • Das derzeitige Familiensystem und die Hilfestrukturen werden von vielen Betroffenen als überfordert und zu spät reagierend beschrieben. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.

Eine differenzierte Definition

Ich verwende den Begriff Eltern-Kind-Entfremdung nicht als Diagnose, sondern als prozessuale Beschreibung.
Ich definiere sie als:

„Die absichtliche und unbegründete Unterbrechung der Beziehung eines Kindes zu einem seiner Elternteile.“

Diese Definition ermöglicht es, die Dynamik zu verstehen, ohne vorschnell zu stigmatisieren oder komplexe Situationen zu vereinfachen.

Ein Aufruf zur Zusammenarbeit

Wenn wir Kinder wirklich schützen wollen, müssen wir aufhören, uns in Extremen zu bewegen.
Weder darf Entfremdung geleugnet, noch darf sie pauschalisiert werden.
Was wir brauchen, ist eine differenzierte Sichtweise, die wissenschaftliche Erkenntnisse, familiäre Realität und systemische Lösungsansätze miteinander verbindet.

Ich danke Sylvie Albertelli und dem Team von Familles en vrac für die Einladung und die Möglichkeit, dieses wichtige Thema einem breiten Publikum näherzubringen.
Nur gemeinsam – Wissenschaft, Justiz, Fachpraxis und Gesellschaft – können wir Wege finden, Kinder zu schützen und Eltern in Konflikten zu unterstützen, ohne dass sie zu Gegnern werden.

👉Mehr Informationen zum Live-Talk auf Französisch hier:

https://sylsiealbertelli.substack.com/p/alienation-parentale-sortir-de-la?r=4cmtak&utm_campaign=post&utm_medium=web&triedRedirect=true